“Kleiner König Kalle Wirsch” – Weihnachtsmärchen am Puls der Zeit
Das Weihnachtsmärchen Kalle Wirsch eröffnete mit Glanz und Zauber die neue Weihnachtssaison am Staatstheater Wiesbaden. Mit phantasievollen Kostümen und ausgefallenem Bühnenbild ist die Inszenierung ein wahres Highlight für die ganze Familie.
Kalle Wirsch, der König der Erdmännchen, sieht sich mit der Notwendigkeit konfrontiert, um sein Reich zu kämpfen. Sein Rivale, Zoppo Trump, plant seinen Sturz und fordert ihn zu einem Zweikampf auf. Dieser soll auf der Wiwogitrumu-Burg beim nächsten Vollmond stattfinden. Kalle muss die Burg rechtzeitig erreichen, um nicht als geschlagen zu gelten.
Der Weg dorthin ist jedoch gespickt mit tödlichen Fallen, die der hinterlistige Trump aufgestellt hat. Der einst vertraute dunkle See entpuppt sich als Verräter, als der Fährmann versucht, den König ins Wasser zu werfen. Glücklicherweise stehen Kalle zwei mutige Menschenkinder, Jenny und Max, zur Seite.
Das Werk der deutschen Kinderbuchautorin Tilde Michels aus dem Jahr 1969 mag nicht zu den klassischen Weihnachtsgeschichten zählen. Die Inszenierung in Wiesbaden schafft es dennoch, eine weihnachtliche Atmosphäre zu erzeugen und den Puls der Zeit zu treffen.
Durchdachtes Bühnenbild und beeindruckende Effekte
Besonders beeindruckend ist das durchdachte Bühnenbild, das Kalle und seine Freunde auf eine Reise durch verschiedene Erdschichten schickt. Mit langsamen Bewegungen des Bühnenbodens, der mal empor- und dann wieder hinab fährt, werden diese Schichten auf faszinierende Weise sichtbar. Der Einsatz von Leitern, um auf neu entstandene Ebenen zu gelangen, verleiht der Aufführung zusätzliche Dynamik. Wechselnde Bühnenbilder agieren wie lebendige Gemälde und geben dem Publikum stets eine klare Orientierung über die Position der Figuren.
Die phantasievollen Kostüme setzen die Charaktere deutlich in Szene und unterstreichen die Trennung zwischen Gut und Böse. Eine überproportional dicke Ratte mit auffällig langen Zehen verkörpert die Ministerin an der Seite von Zoppo Trump. Die Spinne, Mitglied der Bösewicht-Fraktion, wird geschickt wie eine Zirkusdarstellerin an Fäden bewegt, was ihre Bedrohlichkeit noch verstärkt und bei den Kleinsten im Publikum für den ein oder anderen Schreckmoment sorgt.
Die Ernsthaftigkeit der Lage unter der Erde wird durch beeindruckende Effekte verstärkt. Brummende Vulkane, echt wirkende Feuerspucken und der subtile Rauchgeruch im Zuschauerraum schaffen eine mitreißende Atmosphäre. Die Augen des Drachen Murrumesch, der an eine Spinne aus einem Science-Fiction-Film erinnert, leuchten wie helle Projektoren. Diese Lichtstrahlen verleihen der Darbietung eine zusätzliche Dimension, die in die magische Welt des Kalle Wirsch zieht. Die herausragenden Effekte wirken richtig modern, wirken jedoch teilweise stürmisch lautstark.
Diese beeindruckenden technischen Spielereien tragen dazu bei, dass die Aufführung eine weihnachtliche Schönheit ausstrahlt. Das Gute siegt am Ende über das Böse, und die Welt erscheint wieder in Ordnung – eine essentielle Botschaft jeder Weihnachtsgeschichte. In den gegenwärtigen Zeiten der Unsicherheit und Unruhe wird diese Ereignisfolge für das Publikum zu einem wichtigen und notwendigen Lichtblick. Ende gut, alles gut und somit eine sehr sehenswerte Darbietung für die vorweihnachtliche Zeit mit der Familie.
Unser Tipp: Im Theater gibt es Sitzerhöhungen, die jedoch heiß begehrt sind. Als wir kamen, waren sie leider alle vergeben. Wer mit mehreren Kindern ins Theater geht, sollte nach Möglichkeit eigene Sitzerhöhungen mitnehmen oder früher da sein.
Alle Infos auf einen Blick:
Aufführungtermine und Tickets findet ihr hier.
Bilder auf dieser Seite:
Bild 1: Leon Gross, Vitus Hebing, Yasemin Klier, Merlin Brown, Fabian Stromberger, Ipek Bayraktar, Vera Hannah Schmidtke, Sophie Pompe
Foto: Christine Tritschler / Staatstheater Wiesbaden.
Bild 2: Leon Gross, Sophie Pompe, Ipek Bayraktar, Yasemin Klier, Martin Bringmann
Foto: Christine Tritschler / Staatstheater Wiesbaden.
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