Rezension: „Der Nussknacker“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Das Ballett „Der Nussknacker“ feierte am 19. Oktober am Hessischen Staatstheater Wiesbaden Premiere. Die SchlauMaus war dabei.

„Der Nussknacker“ gehört einfach zu Weihnachten. Der Besuch dieses Balletts ist ein fest verankertes Weihnachtsritual für viele Familien – nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. In den USA wird das Stück seit 1944 jedes Jahr von der San Francisco Ballett Company aufgeführt. Hierzulande erfreut sich das Ballett bereits seit 1960 großer Beliebtheit. Die Geschichte des Nussknackers geht auf die Erzählung „Nussknacker und Mausekönig“ von E. T. A. Hoffmann aus dem Jahr 1816 zurück. Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas schrieb eine neue Interpretation, die später von dem russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski vertont wurde. Seitdem zählt „Der Nussknacker“ zu den populärsten Balletten.

Marie und ihre neue Puppe – der Nussknacker

Mehrere Ratten entschlüpfen dem Schrank. Foto: Regina Brocke

Das Stück thematisiert ein ganz normales Weihnachtsfest bei der Familie Silberhaus. Die Kinder Marie und Fritz sind aufgedreht, die Eltern vor der Feier gestresst. Sie räumen noch das Wohnzimmer auf und die Mutter bereitet die Weihnachtsgans zu. Plötzlich steht Oma Martha viel zu früh vor der Tür. Ihr folgen Onkel, Tante und Drosselmeier, ein alter Freund der Familie. Er schenkt Marie für ihre Puppensammlung einen altmodischen Nussknacker, den sie in ihren Schrank stellt. Als sie nochmal nach ihm schauen möchte, entschlüpfen dem Schrank plötzlich mehrere Ratten. Es kommt zu einem Kampf zwischen den Ratten und Maries Puppen, die den Nussknacker verteidigen. Der Holzfigur gelingt es jedoch selbst, den Rattenkönig zu besiegen und er nimmt Marie schließlich mit auf eine Reise in seine Heimat, nach Zuckerland.

Bewohner des Zuckerlandes möchten Marie in eine Puppe verwandeln. Foto: Regina Brocke

Dort scheinen alle Wünsche in Erfüllung zu gehen: Eltern sind geduldig und spielen viel mit ihren Kindern, Cousinen sind nicht mehr zickig, sondern entpuppen sich als Zuckerfeen. Marie fühlt sich wie im Paradies, bis sie merkt, dass die Bewohner des Zuckerlandes sie zu einer Puppe machen wollen. Daraufhin möchte sie wieder in die wirkliche Welt zurück. Doch welche Schranktür bringt sie nach Hause?

Barfuß und in Socken

Diese weltbekannte Geschichte wird auf der Wiesbadener Bühne ganz neu inszeniert. Tim Plagge, Direktor des Hessischen Balletts, hat noch nie einen „Nussknacker“ getanzt oder inszeniert und dies ermöglicht ihm einen „ganz frischen Blick“, verrät er in einem Interview. So tanzen seine Balletttänzer überwiegend barfuß oder in Socken. Nur wenige tragen Ballettschuhe und tanzen auf den Zehenspitzen. Dies mindert jedoch keineswegs die tänzerische Leistung: Es wird meisterhaft getanzt und es gibt Ballettsprünge, Drehungen und Tanzdarbietungen auf der Halbspitze.

Originelle Kostüme. Foto: Regina Brocke

Die Kostüme der Balletttänzer sind besonders originell. Plagge entscheidet sich in „Der Nussknacker“, dem traditionellsten Ballett aller Zeiten, bewusst gegen die Verwendung klassischer Tutus. So tanzt Marie in einem kurzen Kleid mit Schlösschen-Ärmeln und Maries Großmutter fährt auf der Bühne sogar mit Rollschuhen! Und Drosselmeier, der in der literarischen Vorlage ungefähr im selben Alter ist wie Maries Oma, erinnert eher an einen ,Pomadenhengst‘ aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts: Die Haare sind streng gescheitelt und mit Pomade zurecht frisiert.

Großartiges Bühnenbild

Großartig und zugleich ebenfalls modern ist das Bühnenbild. Mindestens acht Schränke wurden für die Inszenierung gebaut. Diese sind fahrbar und werden von den Balletttänzern hin- und hergeschoben. Die Schränke stellen eine sichtbare Verbindung zu Maries Fantasiewelt dar und das Mädchen kann sie nie loswerden: Mal kommen sie von oben, mal von rechts oder links. Wenn alle Schränke gleichzeitig auf der Bühne stehen, sehen sie genauso bedrohlich aus wie die Ratten, die aus ihnen heraus schlüpfen.

Zum Schluss `kommt´reichlich Schnee auf die Bühne. Foto: Regina Brocke

Am Ende des ersten Aktes ,kommt‘ reichlich Schnee auf die Bühne. Unzählige Schneeflöckchen in weißen Kleidern – Ballettkinder des Kinderballetts der Ballettschule Michna Wiesbaden – mischen sich unter erwachsene Tänzer. Tschaikowskis Musik erklingt und es wird Pas chassés im Federschritt getanzt. Spätestens hier erkennt man es wieder: Das klassische Nussknacker-Ballett!

Altersempfehlung: Für Kinder ab 10 Jahren.

Der Nussknacker

Ballett von Tim Plegge mit Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Musikalische Leitung GMD Patrick Lange
Choreografie Tim Plegge
Bühne Frank Philipp Schlößmann
Kostüme Judith Adam
Licht Tanja Rühl
Dramaturgie Karin Dietrich

Hessisches Staatsorchester Wiesbaden

Termine:

Fr, 25.10.2019, 19:30 – 21:50 Uhr

So, 27.10.2019, 16:00 – 18:20 Uhr

Do, 31.10.2019,19:30 – 21:50 Uhr, 19:00 Uhr Einführung im Foyer

Sa, 14.12.2019, 19:30 – 21:50 Uhr, 19:00 Uhr Einführung im Foyer

Mo, 16.12.2019, 19:30 – 21:50 Uhr. 19:00 Uhr Einführung im Foyer

Mi, 18.12.2019, 19:30 – 21:50 Uhr, 19:00 Uhr Einführung im Foyer.

Im Anschluss Publikumsgespräch

Mi, 25.12.2019, 19:30 – 21:50 Uhr

Sa, 28.12.2019, 19:30 – 21:50 Uhr. 19:00 Uhr Einführung im Foyer

Di, 31.12.2019, 20:00 – 22:20 Uhr. 19:30 Uhr Einführung im Foyer

Fr, 10.01.2020, 19:30 – 21:50 Uhr

Do, 23.01.2020, 19:30 – 21:50 Uhr

Karten: https://www.staatstheater-wiesbaden.de/ballett/premieren-2019-2020/der-nussknacker/