„Nils Holgersson“ am Staatstheater Wiesbaden
Das Weihnachtsmärchen „Nils Holgersson“ feierte am 23. November 2019 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden Premiere. Maxi war dabei.
Das Weihnachtsmärchen „Nils Holgersson“ ist für Kinder ab sechs Jahren empfohlen. Daher muss die vierjährige Mini mit dem Papa durch die hessische Hauptstadt flanieren und nur die sechsjährige Maxi kommt mit.
Im fast komplett ausgebuchten Saal – einer Premiere würdig – sind jedoch einige Kleinkinder und sogar Babys mit dabei. Wir nehmen Platz kurz bevor der Vorhang aufgeht. Das minimalistisch gehaltene Bühnenbild fällt sofort ins Auge: Ein Tisch, ein Stuhl und einige wenige Requisiten stehen auf der Bühne. Nils Holgersson, ein ziemlich fauler Junge, der auf seine Eltern nicht hört, die Hausaufgaben nicht macht und zu guter Letzt noch Tiere quält, legt sich mit einem Wichtelmännchen an und wird von ihm bestraft. Dieser verwandelt Nils in einen Zwerg und rennt lachend, durch die an die Bühne angrenzende Loge des Theaters, weg.
Bühnenbildwechsel: Plötzlich ist der Stuhl und der Tisch, an dem Nils vor kurzem für die Schule lernen sollte, größer als er selbst. Prompt entdecken die Hühner, die bei Nils auf dem Hof leben, seine Verwandlung und wollen sich für seine Fußtritte und die Schießerei mit der Zwille an ihm rächen und verfolgen ihn laut gackernd in ihren gelben Kostümen voller Federn. Der Gänserich Martin will sich in der Zeit den Wildgänsen anschließen und mit ihnen nach Lappland fliegen. Nils beschließt mitzufliegen und hebt dabei auf seinem Rücken ab.
Die Handlung spielt nun in der Luft. Die Schauspieler schwingen auf Schaukeln, die von oben herunter gelassen werden. Die hintere Bühnenwand stellt blauen Himmel mit wenigen Wolken dar. Der Bühnenboden ist die Erde. Jede Wildgans hat einen kleinen Koffer dabei, den sie mit in die Luft nimmt. Während des Flugs breiten sie ihre Arme aus, an denen zahlreiche dünne Stoffbänder hängen. Sie sehen aus, als wären das flatternde Flügel.
Das Stück kommt fast ohne Musik und Gesang aus und kann die Spannung alleine durch Handlung und sprachliche Witze vollkommen halten. Mit Sätzen wie „Gans, Gans schön“ oder „Mir ist ganz Gans anders“ bringt Nils die Wildgänse, aber auch das Publikum, stetig zum Lachen. Nachdem er sie vor einem Fuchs rettet, beschließen die Gänse, Nils mit nach Lappland zu nehmen und setzen die Reise zusammen fort.
Nils erlebt ein Abenteuer, das ihn komplett verändert. Er wird mutiger und muss sich in moralischen Fragen entscheiden. Als das Wichtelmännchen ihm sagt, er könne nur dann wieder ein Mensch werden, wenn er die Hausgans Martin nach Hause bringt, um geschlachtet zu werden, lehnt er das Angebot ab. Der einst faule und lethargische Junge setzt sich somit für seinen Freund ein und wird erwachsen. Während dieser Szene stehen Maxi Tränen in den Augen, denn das Thema der Freundschaft wird auch für ein sechsjähriges Mädchen sehr verständlich inszeniert.
In der Pause nutzen wir die Zeit für einen Rundgang durch das wunderschöne Theatergebäude. Nach der Vorstellung bekommt Maxi Autogramme von den Schauspielern, die im Ausgangsfoyer auf die jungen Besucher warten. Am Abend erzählt sie ihrer Schwester Mini die Geschichte von Nils Holgersson. „Wenn man keine Hausaufgaben macht und auf die Eltern nicht hört, verwandelt man sich in einen Zwerg“, sagt sie zu Mini. Ich merke schon: Das Theater wirkt, auch stundenlang nach der Vorstellung.
Unser Tipp: Im Theater gibt es Sitzerhöhungen, die jedoch heiß begehrt sind. Als wir kamen, waren sie leider alle vergeben. Maxi saß teilweise auf meinem Schoß. Wer mit mehreren Kindern ins Theater geht, sollte nach Möglichkeit eigene Sitzerhöhungen mitnehmen.
Weihnachtsmärchen „Nils Holgersson“
Von Mareike Zimmermann nach Selma Lagerlöf
Regie Mareike Zimmermann Ausstattung Claudia Weinhart Musik Martin Kubetz Dramaturgie Marie Johannsen Theaterpädagogik Laura zur Nieden
Mehr Infos und Aufführungstermine hier.