Ab ins kühle Nass
Die Temperaturen steigen und die Kinder wollen ins Freibad. Gut, wenn sie schwimmen können. Doch laut einer Forsa-Umfrage sind etwa 60 Prozent unserer Sprösslinge keine sicheren Schwimmer.
Ein roter Gummiring fällt ins Wasser. Schnell landet er auf dem Boden des Schwimmbeckens. Liam springt ihm sofort hinterher und ist für ein paar Sekunden im Wasser verschwunden. Seine Mutter Julia hält den Atem an. Angespannt beobachtet sie das Geschehen durch die Glasscheibe im Schwimmbad. Gleich darauf taucht ihr Sohn schon wieder an der Oberfläche auf und hält den Gummiring stolz in der Hand. Julia ist erleichtert: Das war Liams erster Sprung ins Wasser.
Liam ist fünf Jahre alt, ein großer und schlanker Junge, neugierig und selbstbewusst. „Er muss einfach in jede Pfütze springen und will im Sommer immer ins Freibad gehen“, erzählt Julia. Doch die Freibadbesuche im letzten Sommer waren für sie alles andere als entspannt: Sie konnte den Nicht-Schwimmer Liam keine einzige Sekunde lang aus den Augen lassen. Daher hat sie sich früh darum gekümmert, dass ihr Sohn einen Schwimmkurs besucht, denn Schwimmen macht Kindern Spaß und fördert die Koordination und Ausdauer. Außerdem ist das Schwimmen die einzige Sportart, die man im Leben immer gebrauchen kann: Es kann nämlich Leben retten.
Fast 60 Prozent der Kinder sind keine sicheren Schwimmer
Doch immer weniger Kinder in Deutschland lernen richtig schwimmen. Laut einer Forsa-Umfrage, die die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 2017 in Auftrag gab, sind 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. „Wir sind auf dem besten Weg, ein Land der Nichtschwimmer zu werden“, sagt Heiko Mählmann, der Präsident der DLRG, in einem Interview mit der Zeit. Diese Entwicklung ist ziemlich gefährlich: Allein in Rheinland-Pfalz sind letztes Jahr 22 Menschen ertrunken.
„Wir müssen regelmäßig ernsthaft Hilfe leisten“, sagt Werner Federhenn, Betriebsleiter der Rheinwelle, in einem Interview mit der AZ. Im Durchschnitt komme es etwa einmal in der Woche zu gefährlichen Situationen. „Einige Gäste überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten“, sagt Federhenn. Darüber hinaus wird dem Frühschwimmer-Abzeichen, besser bekannt als „Seepferdchen“, eine zu große Bedeutung beigemessen. Kinder, die nur das „Seepferdchen“ haben, sind keine sicheren Schwimmer und dürfen nicht alleine im Wasser bleiben. Das weiß auch Julia. Ihr Ziel ist das Bronze-Abzeichen. Liam ist in dem entsprechenden Kurs bereits angemeldet. Die Badesaison kann also kommen.
Ein spannendes Spiel gibt es hier.