Sommerzeit ist Zeckenzeit!

Nach einem Spaziergang im Weinberg hat Mini einen klitzekleinen „wandernden“ schwarzen Punkt auf ihrem Bauch entdeckt – eine Zecke! Zum Glück hat sie sich noch nicht festgebissen und wir konnten sie direkt entfernen. Mini und Maxi wollten nun wissen, was Zecken sind und warum wir uns vor ihnen schützen sollten. Diese Fragen haben wir an Frau Sandra Völker-Nauth von Kindergesundheit Rhein-Nahe gestellt.

Das komplette Video-Interview befindet sich unten.

Wie schütze ich mich vor Zecken?

Man darf nicht sofort in Panik verfallen, wenn man eine Zecke entdeckt hat. Doch könnten Zecken schwere Krankheiten übertragen – welche sind das?

Die erste schwere Erkrankung, die von Zecken übertragen werden kann, ist die FSMS – Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dies ist eine virale Erkrankung. Diese kann, davon wird momentan ausgegangen, direkt übertragen werden, wenn die Zecke zusticht. Die Zecke hat vorne ein Stichwerk, deswegen redet man von einem Zeckenstich.

Die zweite Erkrankung ist die Borreliose. Das ist eine bakterielle Erkrankung. Hier wird im Moment davon ausgegangen, dass die Erreger im Darmbereich der Zecke sitzen und deswegen nicht sofort übertragen werden, sondern erst nach einer Weile. Deswegen ist es wichtig, dass man sich direkt nach Zecken absucht und sie entfernt!

Was ziehe ich am besten an, wenn ich in der Natur unterwegs bin?

Sommerzeit ist Zeckenzeit. Auch in Bad Kreuznach
Vor allem im hohen Gras sitzen Zecken.

Lange Hosen und langärmlige Oberbekleidung, feste Schuhe. Am Besten die Hosenbeine in die Socken stecken, so dass unten ein geschlossener Abschluss ist. Das sieht vielleicht nicht so schön aus, ist aber sinnvoll. Auch eine Kopfbedeckung ist ratsam.

Was soll das bringen?

So haben die Zecken es nicht leicht, an die Haut ranzukommen und sich irgendwo festzusaugen. Gerne wird auch helle Kleidung empfohlen. So sieht man die Zecken besser und man kann sie direkt von der Kleidung entfernen.

Gibt es Antizecken-Sprays, die Sie empfehlen könnten?

Bei kleinen Kindern ist es natürlich so eine Sache. Einerseits möchte man nicht, dass die Zecken an die Kinder dran gehen. Anderseits will man die Knirpse auch nicht mit irgendetwas einsprühen. Kleine Kinder fassen alles an, nehmen die Hände dann in den Mund und können gegebenfalls das Mittel oral aufnehmen. Am besten lassen Sie sich in der Apotheke beraten.

Aber es gibt sicherlich Hausmittelchen…

Kokosöl ist gut gegen Zecken.

Es gibt diverse Hausmittel, die eine abschreckende Wirkung auf Zecken haben. Allen voran ist das Kokosöl bekannt. Da ist Laurinsäure drin und diese mögen Zecken nicht. Man kann auch das Kokosöl als Basisöl (10 ml) nehmen und dann darauf 7-10 Tropfen von einem ätherischen Öl: Lavendel, Teebaumöl oder Lemograss geben, um so eine verstärkende Wirkung von dem Kokosöl zu bekommen. Diese Düfte mögen Zecken ebenso wenig!

Vorsicht bei allen ätherischen Ölen: bei kleinen Kindern sollten diese generell nicht verwendet werden. Vorher mit dem Arzt hinsichtlich möglicher Allergien abklären. Kleine Kinder sollten daher z. B. nur mit Kokosöl eingerieben werden.

Sie haben ja gesagt, dass man sich absuchen sollte. An welchen Stellen beißen sich Zecken fest? Wo muss ich auf jeden Fall genauer schauen?

Die Zecken bewegen sich sehr gerne an weichen und warmen Stellen. Das sind z.B. Kniekehlen, hinter den Ohren, am Haaransatz und der Genitalbereich. Grundsätzlich sollte der ganze Körper abgesucht werden. Vor dem Biss einer Zecke, krabbeln sie eine Weile über den ganzen Körper, bis sie eine geeignete Stelle gefunden haben.

Man hört immer wieder, dass Zecken sich vielleicht von den Bäumen fallen lassen. Dem ist nicht so. Sie sitzen im Unterholz und in höheren Gräsern, welche man tatsächlich abstreifen muss. Durch einen kurzen Kontakt werden Zecken dann quasi „mitgenommen“ und gelangen so an den Körper.

Video-Interview

Unser Interview mit Sandra Völker-Nauth, Kindergesundheit Rhein-Nahe

Erste Hilfe bei einem Zeckenstich

Die Frage aller Fragen: was mache ich, wenn sich eine Zecke festgebissen hat?

Sie sollten diese Zecke sofort entfernen. Dazu ist es wichtig, dass Sie den Leib hinten an der Zecke nicht zerdrücken. Warum? Damit das Sekret von der Zecke nicht in die Wunde geraten kann. Dazu gibt es spezielle Zangen, die vorne eine Spitze und dann eine Aussparung haben, damit man nicht auf den Leib der Zecke drückt. Sie können auch eine Zeckenkarte nehmen. Das ist eine Karte in Checkkarten-Größe. Sie hat an der Seite einen Schlitz und wird unter die Zecke geschoben. So kann man die Zecke sanft und leicht raushebeln.

Sie haben ja selbst Kinder. Was machen Sie nach einem Waldbesuch?

Wir suchen die Kinder jeden Abend ab. Wenn sie aus der Dusche kommen, untersuche ich sie nach Zecken. Falls eine da ist, mache ich sie direkt weg. Man sollte nach einem Wald oder Wiesenspaziergang direkt einen Zecken-Check durchführen. Je früher die Zecke rauskommt, desto besser ist es. Warten Sie nicht bis zum nächsten Tag. Entfernen Sie die Zecke sofort zu Hause!

Muss ich die Zecke beim Rausholen drehen?

Es ist absurd, die Zecke links oder rechts herum zu drehen. Die Zecke sollte vorsichtig nach oben rausgezogen werden. Bitte nicht ruckartig, da die Zecke meistens einen Kitt hat, mit dem sie sich festhält. Daher sollten sie die Zecke mit einem leichten Zug nach oben ziehen, damit sich dieser Kitt lösen kann und die Zecke rausgeht.

Wann muss ich wegen einer Zecke zum Arzt?

Ganz klar: wenn Sie die Zecke nicht komplett herausziehen konnten und der Kopf noch drin steckt, ist der Arztbesuch unumgänglich. Bei einer möglichen Entzündung müssen Sie die Stelle mehrere Tage beobachten. Wenn sie rot wird, könnte das auf eine Borrelien-Infektion hindeuten. All das muss unbedingt bei einem Arzt abgeklärt werden.

Sandra, wir danken Ihnen sehr für dieses Interview!

Das Interview führte Chefredakteurin Anastasia Karakas

Unsere Interviewpartnerin: Sandra Völker-Nauth

Sandra Völker-Nauth von Kindergesundheit Rhein-Nahe ist seit fast 25 Jahren begeisterte Kinderkrankenschwester, die ihren Beruf von ganzem Herzen liebt. Sie bringt eine mehrlährige Berufserfahrung in folgenden Bereichen mit: Frühgeborenenintensiv, Anästhesie und Notfallmedizin, primär bei Kindern, Neugeborenen- und Wochenbettpflege, häusliche Kinderkrankenpflege mit behinderten und heimbeatmeten Kindern.

Darüber hinaus bietet sie als zertifizierte Erste-Hilfe-Trainerin nach BG- und FEV-Richtlinien Erste Hilfe Kurse in der Region an. Mehr Infos dazu: www.kindergesundheit-rhein-nahe.de

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