Da bleibt einem die Luft weg!

In der Ausstellung „Luffft“ in Ingelheim schweben die Besucher über den Boden

Es ist laut, geräuschintensiv und spannend zugleich. „Sind wir auf einem Flugplatz?“, fragen Maxi und Mini, als wir die Alte Markthalle in Ingelheim betreten. Seit August ist hier die MitMachausstellung (MiMa) zum Thema „LUFFT“ zu sehen. In der 600 Meter langen Halle befinden sich zahllose geheimnisvolle Gegenstände. „Wie in einem Science-Fiction-Film!“, denke ich. „Wie in der Werkstatt des Weihnachtsmannes!“, sagt unsere Maxi. Sie hat Recht: Genau wie die Elfen sind hier die Kinder fleißig ,am Werkeln‘. Sie kurbeln, spielen auf einer Orgel oder erzeugen mit Hilfe einer Luftpumpe Luftblasen. Wir stehen am Eingang und beobachten dieses verlockende Treiben. Wie gut, dass Timo sofort da ist und uns durch die Ausstellung führt. Der Schüler arbeitet in seiner Freizeit als Guide auf der MiMa und kann über jedes Exponat viel erzählen.

Die MiMa in Ingelheim ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Seit 2004 bereichert sie die Boehringer-Stadt mit den unterschiedlichsten Themen und ist mittlerweile weit über deren Grenzen hinaus bekannt. „In all den Jahren haben wir viele Themen wie ,Geräusche und Klänge‘, ,Seifenblasen‘ oder ,Alice im Wunderland‘ behandelt“, erzählt die Kuratorin der Ausstellung, Heike Sobotta. „Und wir haben noch weit mehr Ideen im Kopf.“, verrät sie.

Die aktuelle Ausstellung wurde bei Akki – Aktion & Kultur mit Kindern e.V. Düsseldorf geliehen und bietet rund 30 Exponate zum Thema „Luffft“ an. Der Ingelheimer Verein wählte das Thema, weil der Klimawandel so aktuell ist und auch Kinder dafür sensibilisiert werden müssen. Die ursprünglich 2003 konzipierte Ausstellung wurde in Ingelheim durch einige hauseigene Exponate ergänzt. Katja von Puttkamer und Lars Pauling gestalteten für die MiMa eine Klimaecke. Dort erfahren Erwachsene beispielsweise, wie der Treibhauseffekt funktioniert.

Maxi und Mini testen inzwischen Hovercraft, eine Art Luftkissenfahrzeug oder Schwebefahrzeug. Lachend sitzen beide auf einem Hocker, unter dem sich ein Kissen befindet, das sich mit Luft füllt. Mini betätigt den Schalter und die Kinder schweben über den Boden. Beide halten dabei vor Spannung die Luft an. „Nicht dass du jetzt platzt!“, lacht Mini. Ausatmen können sie direkt beim nächsten Exponat, dem Lungenfunktionsmessgerät.

Maxi pustet in einen Schlauch und das Gerät zeigt direkt an, wie groß ihr Lungenvolumen ist. An einem Lungenmodell kann man genau verfolgen, wie sich die Lunge mit Luft füllt. „Da bleibt einem die Luft weg, wenn man sieht, wie viel Luft in die Lunge hineinpasst!“, sagt Maxi sichtlich beeindruckt.

Das ist das Ziel der MiMa, dass die Kinder das dargestellte Thema spielerisch angehen und durch Ausprobieren mehr darüber erfahren. „Es ist neurologisch bewiesen, dass der Mensch bis zu 90 Prozent behält, wenn er eine Handlung selbst durchgeführt hat.“, sagt Kuratorin Sobotta. Die Ausstellung sei daher sehr handlungsorientiert und robust konzipiert. Den ganzen Tag wird in der Alten Markthalle viel gekurbelt, angepasst und erprobt. Möglichst viele Sinne sollen dabei angesprochen werden. Luft hören können unsere Tester beispielsweise an der Geräuscheorgel. Luft riechen geht am Regal mit der Duftsammlung. Drückt man auf den Gummiball am Glas, wird ein entsprechender Geruch freigesetzt. „Wie ein Geist aus der Flasche!“, sagt Mini. Von alten Socken über Zigaretten bis hin zu Honig kann hier vieles ,erschnuppert‘ werden.

Für unsere beiden Tester stehen vor allem Exponate hoch im Kurs, bei denen man zu zweit experimentieren kann. Das geht beispielsweise bei der Druckluftrakete oder Rohrpost. Die Kinder kritzeln kleine Texte auf Papier, packen diese ,Briefe‘ in ein Plastikei, das sie in das Rohr hineinlegen, und mittels Luftdruck wird dieses dann durch den ganzen Ausstellungsraum hindurch zum anderen Ende des Rohrs katapultiert.

Eine Stunde vergeht wie im Flug. Mini und Maxi sind nun müde vom Experimentieren. Sie ruhen sich in der Kreativwerkstatt der Ausstellung aus. Hier kann man ein Schiff malen oder Rätselaufgaben lösen. Die beiden schicken sich jedoch weiterhin Briefe per Rohr. In einem der letzten steht: „Ich komme noch einmal hierher!“. Bis zum 13. Oktober bleibt auch noch genug Zeit dafür.

MiMa – MitMachAusstellung e.V., Alte Markthalle, Binger Straße 9, 55218 Ingelheim, Tel.: 06132 / 71 45 42. Öffnungszeiten: Ferienzeit: Mo – Fr: 11 – 17 Uhr, Schulzeiten: Di – Fr: 14 – 17 Uhr, Sa, So und Feiertag: 11 – 18 Uhr. Preise. Anstehende Veranstaltungen